Ich hatte große Angst vor der ersten Zeit bzw. dem ersten Abend alleine zuhause. Ich war ja quasi nie alleine zuhause gewesen seit ich Mutter war. Mein Ex-Partner hat es von jeher abgelehnt, von sich aus mit den Kindern irgendwo hinzugehen. Vor lauter Stille bin ich durch die Wohnung getigert, hatte Musik an und konnte gar nicht innehalten. Ich habe die Kinder gleichzeitig unendlich vermisst und war froh, dass sie nicht da waren und ich nicht nach einem langen anstrengenden Tag noch Abendbrot und Zähneputz-Katastrophen begleiten musste.
Die langen Tage, an denen ich von 5-22 Uhr durchgehend beschäftigt war, waren plötzlich zu Ende. Zumindest an diesem Tag. Ich hätte sofort lieber meinem kleinen Kind die Zähne geputzt und meinem großen Kind etwas vorgelesen. Und dann noch ihr Spielzeug weggeräumt. Und Haushalt. Okay, der Haushalt, der blieb ja. Plötzlich hatte ich Zeit für Haushalt. So ganz in Ruhe. Aber will ich dafür Zeit haben? Kurz kamen Zweifel auf, dann hat mich die tiefe Erschöpfung eingeholt, die mich schon sehr lange befallen hat. Die natürlich auch von der Trennung kam oder viel mehr von der Zeit davor. Ich bin die Nacht mehr als 5 Mal aufgewacht, weil es so ruhig war. Morgens war niemand da, niemand hat mich geweckt, niemand wollte etwas. Ich konnte alleine ins Bad und alleine mich fertig machen. Nur mir ein Brot machen. Nur mir die Zähne putzen. Zur Arbeit gehen, wann ich wollte. Ich musste keine Rücksicht mehr nehmen. Wo genau ist meine Erleichterung? Da hatte ich wohl zu viel erwartet.
Am zweiten Abend habe ich lange und ausgiebig und viel geheult. Mir kam das alles falsch vor, obwohl ich mir die Trennung sehr gut überlegt hatte und nicht bereut habe (bis heute nicht ;-)).
Ab Tag 3 ging es stetig bergauf – mit diversen kleinen Tälern. Blättert gerne durch diese Kategorie und schaut, wie es uns so ergeht.