Wie in dem Beitrag Unser Jahr 2019 bereits angekündigt hatten wir in dem Jahr unsere bisher größte Krise. Hierbei ging es um die Urlaubsplanung meines Ex-Partners mit den Kindern, genauer gesagt um die das Reiseziel. Dieses war weit entfernt und nicht besonders gut besiedelt und während ich anfangs erst mal sagte – und mit die 3 Wochen ohne Kinder unverhältnismäßig super lang vorkamen – so bekam ich nach etwas mehr Recherche zunehmend Probleme mit diesem Plan. Was wäre, wenn dem Papa etwas passiert? Die Kinder sind mit 7 und 4 noch nicht in der Lage, sich selbständig um Hilfe zu bemühen. Was ist, wenn der Papa Migräne bekommt und sich dann nicht um die Kinder kümmern kann, … Oder wenn ihnen ein Tier vors Auto läuft?
Ich habe versucht meine Bedenken normal und sachlich zu äußern, was mir leider nicht wirklich gut gelungen ist. Hier ist mein altes Muster durchgebrochen: wenn ich bei meinem Gegenüber nicht auf Verständnis stoße, dann werde ich laut und ungerecht und in gewissem Maße unangenehm. So stieß ich natürlich auf eine Wand und wir haben das Gespräch vertagt.
Mein erster (Fehl-) Versuch
In der Zwischenzeit habe ich mit vielen anderen gesprochen und bekam immer recht, meine Bedenken sind angemessen usw. Aber natürlich kannten sie nur meine Sichtweise und nicht seine. Es ging mir ja auch nicht darum, seine Sichtweise zu verstehen, sondern ich wollte recht haben – fertig.
Eine Freundin hatte sich mal mit der Thematik auseinandergesetzt, wie das gesetzlich geregelt ist, also inwieweit darf der eine Elternteil dem anderen Elternteil vorschreiben, was er tun darf und was nicht, zumal wir uns ja das Sorgerecht auch teilen. Dies ist wie so oft nicht eindeutig geregelt, sondern eher schwammig in der Auslegung. Ich habe meinem Ex-Partner davon erzählt, woraufhin er mich angeschwiegen hat und erst recht auf seiner Meinung beruht hat.
Es flogen Sätze hin und her wie „du willst mir die Reise ja nur verbieten, weil dir das zu lang ist… “bis hin zu „soll ich dir deine nächste Reise dann auch verbieten, indem ich irrationale Ängste vortäusche…?“. Die Fronten also komplett verhärtet.
Die Lösung
Ich war völlig paralysiert und hatte einige Wochen lang keine Ahnung, wie ich das wieder hinbiegen sollte und wie wir da aufeinander zu gehen könnten. Also habe ich eine andere „Strategie“ gewählt und habe ihn gefragt, ob er nicht mal für einen ganz kurzen Moment versuchen könnte, sich in meine Lage zu versetzen und dann im Hinterkopf haben könnte, dass ich normalerweise so gar nicht paranoid bin, und dann noch mal die Situation betrachten kann? Dass es mir nicht darum geht, ihm aus Prinzip die Reise zu verbieten, sondern ich aufrichtig Bedenken habe, bei denen ich möchte, dass er sie ernst nimmt. Mein Eindruck war, dass ich ihn nur so erreichen kann, indem er vielleicht versteht, was in mir vorgeht.
Wir haben dann gemeinsam herausgefunden, dass ich mich total abgehängt gefühlt habe und nicht ernst genommen mit meinen Bedenken. Mir hätte es schon geholfen, wenn wir zumindest mal drüber gesprochen hätten, wie der Kontakt in der Zeit aussieht und welche Kontaktmöglichkeiten er für sich bereits überlegt hat.
Er wiederum hatte das Gefühl, dass ich mit der Erwähnung des Gerichts schon quasi beschlossen hatte, dass ich ihm die Kinder wegnehmen möchte und unser Lebensmodell aufgeben will.
Wir konnten diesen Moment der Ehrlichkeit nutzen und uns offen sagen, was uns bewegt. Wir haben uns damals vorgenommen, dass wir genau diese Ehrlichkeit unbedingt beibehalten müssen und die Meinung des anderen immer erhört und in die Entscheidungsfindung einbezogen wird.